Der „Karrieresprung“ der Maria Magdalena

letztes abendmahlNa schau, da tut sich was: Maria Magdalena ist seit heute den Aposteln gleichgestellt.

Ihr „Gedenktag“, der immer  am 22. Juli begangen wurde, wurde vom aktuellen Papst nun als „Fest“ eingestuft. Damit rückt sie rangmäßig zur „Apostelin“ auf und ist in der katholischen Liturgie den Aposteln gleichgestellt.

Symbol für das göttlich Weibliche

Der Figur der Maria Magdalena wird ja vieles zugeschrieben: Sünderin, Prostituierte, Geliebte, Braut oder sogar Ehefrau Jesu, Büßerin, Priesterin …
Der Autor Dan Brown spekuliert in seinem „Da Vinci Code“ ja sogar darüber, dass sie Kraft ihrer Weiblichkeit der eigentliche „Heilige Gral“ sein soll. Er beruft sich dabei u.a. auf das Gemälde  „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci und vermutet, die Person rechts von Jesus könnte Maria Magdalena sein. Zwischen den beiden wird ein mit der Spitze nach unten zeigendes Dreieck angedeutet. Dies sei sowohl das Symbol für den weiblichen Mutterschoß als auch für das göttlich Weibliche.

Neue katholische Wertung der Stellung der Frau?

Frauenordensgemeinschaften und feministische Katholikinnen (für mich ein Widerspruch in sich) zeigen sich hoffnungsfroh: Die offizielle Aufwertung von Maria Magdalena könnte der Beginn sein, dass die Stellung der Frau in der katholischen Kirche damit eine neue Wertung bekommt.

Dennoch ist sie eine, die einem männlichen Guru in einer zutiefst patriarchalen Gesellschaft nachfolgt, ihm den biblischen Schilderungen nach dienend und demütig die Füße salbt und mit ihren Haaren trocknet. Allerdings ist es auch sie, die während sich ihre männlichen Kollegen nach dem Kreuzestod noch irgendwie verkriechen, zur Grabstelle geht. Das zeigt ihren Mut, denn sich zu einem zu Tode Verurteilten zu bekennen, könnte große Schwierigkeiten oder sogar das eigene Todesurteil nach sich ziehen.

maria magdalenaDas „fehlende Bindeglied“

„Radio Vatikan“ zitiert den Papst: Maria Magdalena sei das entscheidende „fehlende Bindeglied“ zwischen der Karfreitags-Bestürzung und dem Osterjubel.
Die großen Feste zum ersten Frühlings-Vollmond sind natürlich wesentlich älter als das christliche Fest. Es ist zu vermuten, dass diese Frühlingsfeste vor allem von Frauen zu Ehren der Ostara und vieler anderer Frühlingsgöttinnen gefeiert wurden bzw. dass Frauen die Rituale organisiert und geleitet haben.
Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass mit Maria Magdalena ausgerechnet eine Frau die frohe Botschaft der Auferstehung verkündete. Ein Mann wäre da möglicherweise nicht glaubwürdig gewesen, weil die Verkündung der Auferstehung der Natur im Frühling traditionell immer schon Frauensache war.
Aus der zyk­li­schen Wieder­ge­burt der Na­tur mach­te das Christen­tum dann das einmalige Ereig­nis der Auf­er­ste­hung des Got­tes­soh­nes, aus der pe­rio­di­schen Er­lösung von Dun­kel­heit und Frost die dauern­de Aus­sicht auf Er­lö­sung von der Erb­sün­de.

Kircheninterne Kreise sollen ja jetzt schon alles mögliche erhoffen bzw. befürchten: Ist das ein erster, entscheidender Schritt, dass Frauen auch Priesterinnen werden oder dass Pfarrer heiraten dürfen?
Was da kirchenintern abgeht, ist mir persönlich eigentlich ziemlich egal.
Aber: Vielleicht ist das ein Schritt dazu, dass für eine ganze Reihe Frauen (und Männer) das heilige Weibliche eine neue Bedeutung bekommt.
Und das stimmt mich hoffnungsfroh.

Hier mehr zu Ostara

Bilder (gemeinfrei):
Leonardo da Vinci (1494–1498) „Das letzte Abendmahl“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Abendmahl_(Leonardo_da_Vinci)

Gemälde von Fra Angelico (1440):  Maria Magdalena begegnet als erste dem auferstandenen Jesus (Quelle: http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/maria-magdalena-aposteln-gleich20160613/)

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5 Antworten zu Der „Karrieresprung“ der Maria Magdalena

  1. Hat dies auf Schwesternschaft der Rose rebloggt und kommentierte:
    Vielen Dank!

  2. Mechthild schreibt:

    Wundervoll!!! Endlich!!!
    🌛🌝🌜

  3. veledalantia schreibt:

    Kann noch die Bücher von Kathleen McGowan empfehlen… 😉 danke und wird rebloggt

  4. Ruhrtochter schreibt:

    Ja, das wäre wirklich wundervoll.
    Lasst uns gemeinsam dafür einstehen!

  5. Roswitha Haala schreibt:

    Wie immer: Herzlichen Dank Andrea!
    Zur Er-Innerung: https://presseportal.zdf.de/pm/die-aebtissin/
    “Noch im 19. Jahrhundert sollen Frauen in der katholischen Kirche höchste Ämter bekleidet haben. (…) Über Jahrhunderte schufen Äbtissinnen geistige und kulturelle Zentren, setzten Priester ein, vergaben Pfründe, ernannten Kirchenrichter, hielten Strafverfahren ab und richteten neue Pfarreien ein. Ohne ihre Erlaubnis durfte kein fremder Priester auf dem Gebiet der Abtei seelsorgerisch tätig werden. Sie nahmen sogar die Beichte ab und verkündeten das Evangelium. Aufgaben, die heute ausschließlich Bischöfen und Priestern vorbehalten sind. (…)“
    Und s.a. Aprilausgabe der GEO 04 2016, Prophetin Maximilla ca. 175 u.Z. zu amtskirchlichen Bischöfen:““Ihr wollt mich wie eine Wölfin von den Schafen wegtreiben“, so wird sie in einer Chronik aus dem 4. Jahrhundert zitiert. „Ich aber bin keine Wölfin. Ich bin das Wort, der Geist, die Kraft.“ (…) Zu behaupten, die Zeit neuer Offenbarungen dauere noch an, die Buchdeckel könnten noch nicht zugeschlagen werden: Für eine sich etablierende Amtskirche ist das die reine Provokation. Verstärkt noch durch die Tatsache, dass hier auch Frauen als spirituelle Führerinnen auftraten, als Priesterinnen, Bischöfinnen. Die Prophetin Quintilla verkündete gar eine Vision von Christus in Frauengestalt. (…)“ a.a.O. S. 53 und 54.
    „Frauengestalt“, das war für die damalige, patriarchale Amtskirche absolutes Ketzer*innentum. Das wäre es auch heute noch ;-). Obwohl diese Seele bewusst als frauenrückgebundenes, „männliches“ Gegenbeispiel zum bereits bestehenden Patriarchat inkarniert, in jener „männlichen“ Körperform als „Jesus“ (Bryan Sykes grüßt per Buch) sagte:“Sie haben Augen und können nicht sehen. Sie haben Ohren und können nicht hören. Sie sind wie blinde Blindenführer.“ (z.B. zu „Jüngern“:“Ihr habt Augen und sehet nicht“, Markus 8, 18 etc.). Denn es geht der patriarchalen Amtskirche – patriarchalen Vertreter*innen allgemein – nicht um wahre Gefühle, um das Nutzen der Sinne, der Sinnlichkeit, sondern um Herr-schafft (was?). Und um welche Herr*schaft, mit welchen Folgen für die Menschheit?!

    Wie viele (sich selbst aufgebende oder auch un-ver-antwortliche) Er-wartungen würden Menschen andererseits an „Jesus“, an diese Frauengestalt richten?! 😉 Göttinnen bewahret! 😉

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