Der Feiertag der Brotback-Göttin

Jetzt backe ich Brot! Denn heute, am 19. Februar ist der Feiertag der Brotback-Göttin Fornax. Dieser wurde im antiken Rom begangen und ich finde, wir könnten ihn ruhig wieder aufleben lassen.
Ich werde immer wieder gefragt, wie es dazu kam, dass Menschen sich Göttinnen erdacht haben. Es gibt wahrscheinlich genauso viele Herangehensweisen, wie es Göttinnen gibt. Oft war es wahrscheinlich etwas, das als eigenständige Kraft oder Energie angesehen wurde, mit der Menschen kooperieren oder die sie um etwas bitten wollten bzw. vor deren Macht sie Angst hatten und sie daher besänftigen wollten.
Und all das geht einfach leichter, wenn diese Kraft sozusagen ein „Gesicht“ und einen Namen bekommt.

Nährend und gefährlich

Bei Fornax treffen alle Beweggründe gleichermaßen zu. Der Name dieser Göttin „Fornax“ heißt übersetzt einfach nur „Ofen“. Als Sinnbild für eine weibliche Kraft, die etwas aus sich hervorbringt, wurde dieser zur Göttin erkoren.
Eine Göttin, aus deren heißem feurigen Leib das wunderbar duftende und nährende Brot kommt. Die aber als Feuerstelle im Haus auch gar nicht so ungefährlich war.

Das Getreide war ja der Göttin Ceres geweiht. Doch mit diesem konnte man wenig anfangen, es muss erst durch einen Prozess gehen, um genießbar zu werden. Getreide muss ja zu allererst gemahlen werden. Dazu eignete sich rohes, frisches Getreide nicht, weil es zu feucht ist, die Mahlsteine verklebt und sie damit unbrauchbar macht. Daher erst einmal ab in den Ofen zum Dörren, damit das Getreide trockener wird und so wesentlich leichter zu Mehl verarbeitet werden kann.
Anschließend brauchte man Feuer zum Backen der Brotlaibe. Doch es war ein langer Erfahrungsweg, bis man das gewünschte Ergebnis erzielt hatte. Oft kam nach den verschiedenen Dörr- und Backvorgängen nichts als schwarze Asche aus den Öfen und dazu war die Gabe der Ceres zu wertvoll. Im schlimmsten Fall war das Feuer im Ofen unkontrollierbar und es brannte mit ihm gleich das ganze Haus nieder.

Aus Ehrfurcht vor dieser starken Qualität, die man brauchte aber auch zu besänftigen versuchte, wurde der Fornax –  also der Ofen – zur Göttin gemacht.
Bei jedem Backvorgang wurde sie angerufen, um einerseits „die Frucht milde zu machen“ und andererseits die Häuser mit ihrer starken feurigen Kraft zu verschonen.

Wir befinden uns ungefähr im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Ovid beschreibt eine „Fornacalis dea“ — eine weibliche göttliche Macht im Ofen selbst (Fast.6. 314).
Fornax erhielt einen „staatlichen Feiertag“ — den 12 Kal. Martii (entspricht unserem 19. Februar), an dem die alltägliche Handlung des Brotbackens ganz bewusst zeremoniell begangen wurde, um die Göttin zu ehren.

 Wenn der Ofen ausgeht entschwindet die Liebe

Genauso wie man befürchtete, dass das Feuer aus dem Inneren der heißen Göttin zu mächtig wird und nicht mehr behütet in ihr schlummert, sondern das ganze Haus erfasst, so hatte man auch Angst davor, dass es erlischt. Denn das war auch ein Zeichen dafür, dass der Hausfrieden und die Liebe — das warmherzige Zusammensein — entschwindet.
Daher ist Fornax auch eine Liebes- und Friedensgöttin. 

Nachdem die Göttin ihr Brot „geboren“ hatte, war es üblich, einige Krümeln für die Vögeln auszustreuen. Diese sollen die Wünsche an die Göttin in alle Himmelsrichtungen weitertragen.
Ein netter Gedanke — den wir auch wieder beleben könnten. Findet ihr nicht auch.

Gutes Gelingen wünsche ich allen, die sich jetzt angeregt fühlen, mit der Göttin Fornax in näheren Kontakt zu treten bei allen heutigen und künftigen Brotback-Aktivitäten.

Weitere Informationen zu den erwähnten Göttinnen:
Ceres
Fornax

Bildquellen:
artedea.net
Brot: pixabay.com – Silberfuchs

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