So weit wie deine Stimme reicht! Vom Lachen, Sprechen und Zähne zeigen

Es wird immer subtiler. Gerade die Dinge, die wir ganz selbstverständlich machen, die eine reflexartige Reaktion sind, verraten viel über uns.
Besser gesagt, über unsere Sozialisation als weibliche und männliche Wesen.
Wie laut lachst du?
In welcher Stimmhöhe sprichst du?
Bei welcher Gelegenheit lächelst du?
Und was signalisierst du damit unterbewusst?
Frauen wurde lange verboten, die Stimme zu erheben.
In der Kirche, im öffentlichen Leben, in der Politik.
Lang vergangene Zeiten?
Das „Erbe“ schwingt immer noch in uns nach.
Zeit für Bewusstseinsbildung und Veränderung!

Lache und zeige deine Zähne

Männer lachen aus vollem Hals heraus und nehmen damit Raum ein.
Das Lachen von Frauen ist meist leiser, oftmals ein „Kichern“.
Eine Frau, die viel und laut lacht, gilt immer noch als ordinär oder bestenfalls als „Ulknudel“.
Und oft schnellt bei Frauen sofort eine Hand vor den Mund und verdeckt das Lachen. Das sieht man bei Männern selten.
Warum?
Lachen ist ein Reflex, eine automatische Antwort unseres Körpers – aber worauf?
Ursprünglich bedeutet das Lachen, dass man aufgeregt ist und seine Zähne zeigt.
Das ist eigentlich ein Drohen und bedeutet: „Leg dich nicht mit mir an, ich habe Zähne, mit denen ich mich wehren kann.“

Ein offener Mund signalisiert unterbewusst auch immer eine offene Vulva.
Und die Urangst der Männer ist ja eine „Vagina dentata“ wie z.B. jene der Göttin Uma, die dem Mythos nach „harte Zähne wie Donnerkeile mit scharfen Spitzen“ in ihrer Vagina hat.
Also das Signal von Gefahr zum einen.
Damit verbunden hat diese Geste viel mit Schutz zu tun. Denn zeigen Frauen ihre Zähne, signalisiert das die Bereitschaft zu einem Kampf und damit würden Frauen einen sofortigen Angriff riskieren.

In vielen Kulturen, vor allem in Asien ist diese Hand vor dem Mund-Geste noch viel ausgeprägter als bei uns.
Als Schönheitsideal gilt: Der Mund der Frau hat klein, perfekt und gefälligst geschlossen zu sein. Ein kleiner Mund, von Größe, Form und Farbe wie ein Kirschblütenblatt, gilt als Ideal. Den Mund geöffnet haben oder gar aufreißen gilt als obszön.
Warum? Auch hier geht es um die Gefahr des Verschlingens. Denn viele asiatische Fabelgestalten haben übergroße Münder/Mäuler die sie Aufreißen und ihre Opfer fressen. Und diese Assoziation wollen Frauen auf keinen Fall hervorrufen.

Das geht sogar so weit, dass sich Fastfood-Ketten etwas einfallen lassen mussten. Für einen herzhaften Biss in einen viellagigen Hamburger müssten Frauen den Mund zu sehr öffnen. Die Lösung: „Liberation Wrapper“, also Freiheits-Umschlag, der den offenen Mund beim Essen verdeckt.
Mehr dazu in einem Video, klicke dazu auf das Bild (Quelle: spiegel.de)
Für Männer ist all das sowohl in Asien, wie auch hierzulande kein Thema. Die dürfen den Mund aufreißen, was das Zeug hält. Das müssen sie sogar, um den „Feinden“ ihre Zähne zu zeigen.

Mit der Hand vor dem Mund schützen sich Frauen also ganz allgemein vor einem Angriff und auch eine ihrer intimsten Körperstellen. Sie zeigen sich nicht offen. Sie dämpfen mit der Hand vor dem Mund auch die Lautstärke ihres Lachens und signalisieren mit dem Verstecken ihrer Zähne, dass sie ungefährlich sind.

Nun ist es vielleicht so, dass unsere Urmütter sich dieses Verhalten angeeignet haben, um sich tatsächlich zu schützen und nicht ständig Kampfbereitschaft zu signalisieren.
Im 21. Jahrhundert könnten wir Frauen uns das aber wirklich wieder abtrainieren.
Wenn wir herzhaft, aus offenem Hals heraus lachen und dabei unsere Zähne zeigen, dann wird das wohl kaum jemand als Signal sehen, uns körperlich anzugreifen.
Und: Zähne zu zeigen, dass kann in so mancher Situation auch ganz schön hilfreich sein.
Mit einem herzhaften Lachen nehmen wir ganz automatisch einen größeren Raum ein.

Lächle – aber nur wenn es passt

Wenn wir schon beim Lachen sind, dann beschäftigen wir uns doch auch gleich mit dem Lächeln.
Auch hier gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Körpersprache: Denn die meisten Männer lächeln nicht unmotiviert.
Frauen tun das schon – bei allen möglichen Gelegenheiten. Das wurde ihnen antrainiert, sie haben grundsätzlich freundlich zu sein. Bei sozialen Kontakten und im Privatleben ist das auch eine durchaus in Ordnung.
Wenn es aber um Durchsetzungsfähigkeit oder Karrierethemen geht, dann lächeln Frauen sich oft buchstäblich um Kopf und Kragen.
Lächeln ist ja an sich ein höchst positives körpersprachliches Signal – wenn es angebracht ist!
Negativ wird das Lächeln, wenn es unpassend ist.

Es hat nichts zu suchen, wenn es um die Übermittlung einer schlechten Nachricht geht.
Kein Mann würde lächeln, wenn er in seiner Firma Einsparmaßnahmen oder Kündigungen verkündet.
Frauen tun das schon.
Und damit wird ihre negative Aussage nicht freundlicher oder weniger schmerzhaft.
Sie bekommt aber weniger Gewicht:
Achtung Unterwerfungsgeste!
Das Signal: „Ich weiß, das ist jetzt schlimm für euch, aber bitte, bitte tut mir nichts.“  
Ein angemessen ernster Blick lässt keinen Verhandlungsspielraum offen, ein Lächeln schon!
Vergleicht einfach die beiden Fotos und stellt euch vor, die Frau auf dem Bild hat gerade eine unangenehme Nachricht übermittelt. Welcher Gesichtsausdruck fordert auf, eine Diskussion zu beginnen?
Der freundliche lächelnde, noch dazu mit schräger Kopfhaltung?
Oder der ernste mit geradem Blick? Na eben!

Auch bei Unsicherheit setzen Frauen viel zu oft ihr Lächeln ein.
Beispielsweise als Reaktion darauf, wenn sie kritisiert werden. Das ist dann eine recht automatische Beschwichtigungsmimik – das „entwaffnende Lächeln“.
Doch Vorsicht: Was eine andere Frau vielleicht noch dechiffrieren kann, wird vor allem von Männer oft gründlich missverstanden. „Die nimmt mich nicht Ernst. Nächstes Mal muss ich mit schwereren Geschützen auffahren.“
Eine ernste oder neutrale Miene ist daher in Situationen, in denen es um den souveränen Umgang mit Vorwürfen oder zu erwartenden Angriffen geht, empfehlenswerter als ein noch so freundliches Lächeln.

Gib deinen Argumenten eine Stimme

Entscheidender für die Wahrnehmung von „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ ist auch die Stimme.
Männer haben nach dem Stimmbruch längere Stimmbänder und daher zumeist eine tiefere Stimme, wogegen Frauen- und Kinderstimmen hoch bis schrill klingen.
Das war in der Evolution wichtig, denn hohe und schrille Stimmen sind über weitere Distanzen besser hörbar und so konnten Mütter und Kinder einander besser rufen und schneller finden.
Das war in Gefahrensituationen wichtig und hatte das Signal von Bedrohung und Hilferuf.
In unserem Sozialverhalten sind damit tiefe Stimmen eng mit Unaufgeregtheit und daher auch mit Ruhe, Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und letztendlich mit Dominanz verbunden.
Hohe Stimmen zwar eine Signalwirkung haben, vermitteln aber auch Hilflosigkeit.

Bei Männern ist es auch immer noch eine akzeptierte Verhaltensweise, dass sie die Stimme erheben, Schreien, ja sogar Brüllen. Äußern sich Frauen mit einer laute Stimme, dann ist dies leider immer noch irritierend.
Wie sagte schon Hildegard Knef in einem ihrer bemerkenswerten Zitate:
„Brüllt ein Mann, ist er dynamisch. Brüllt eine Frau, ist sie hysterisch.“

Welche Stimme ist sexy?

Interessant ist auch, wie Männer auf weibliche Stimmen reagieren, wenn es um sexuelle Annäherung geht: Ist ein Mann an einer längerfristigen Beziehung interessiert, dann wendet er sich eher Frauen mit einer hohen Stimme zu, diese signalisiert ihm, dass diese Frau eher kindlich ist, seinen Schutz bedarf und damit „ungefährlich“ ist.

Will er ein schnelles erotisches Abenteuer, dann sind Frauen mit einer tiefen Stimme à la Marlene Dietrich oder Zarah Leander anziehender, weil diese selbstbewusster und auch „verruchter“ klingen und mehr „Abenteuer“ und sexuelle Erfahrung versprechen. Heiraten will aber der Durchschnittsmann „so eine Frau“ aber dann nicht. Da nimmt er lieber die Ungefährliche mit der hohen Stimme, wo er Beschützer spielen kann.

Was im Privatleben vielleicht Jahrzehnte lang für Frauen gut funktioniert hat, um „unter die Haube zu kommen“, bewies sich am Arbeitsmarkt als gänzlich untauglich.
Hier sollen Frauen Kompetenz ausstrahlen, zuerst einmal gleich beim Bewerbungsgespräch und den Gehaltsverhandlungen. Denn wenn eine Frau mit einer vollen, runden, tönenden Stimme in tiefer Sprechlage 3000 Euro monatlich verlangt, ist das anders, als wenn sie diesen Gehaltswunsch mit einer Piepsstimme fordert.

Stimme und Zeitgeist

Nicht von ungefähr sind die Worte Person und Persönlichkeit vom lateinischen Verb „personare“ hergeleitet und das bedeutet „durchtönen“.
Was tönt durch – von innen nach außen? Die Stimme ist immer ein Gradmesser für die Stimmung. Die augenblickliche aber auch der „Grundtenor“, mit dem wir im Leben stehen. Das ist aber nicht in Stein gemeißelt, daran können wir arbeiten, das lässt sich verändern!
Eine hohe Stimme und der damit verbundene Eindruck der Hilflosigkeit und Inkompetenz ist nicht das Schicksal von Frauen!
Auch die individuelle Stimmlage kann verändert werden und die Stimmhöhe unterliegt Moden und dem Zeitgeist.
Interessant ist eine Untersuchung, in der australische Wissenschaftlerinnen nachgewiesen haben, dass Frauenstimmen in den vergangenen 60 Jahren zunehmend an Tiefe gewonnen haben.
In den 50er-Jahren war der perfekte Sound zu rauschendem Petticoat und schwingendem Pferdeschwanz ein oft hingehauchtes Säuseln und zartes Piepsen oder auch ein etwas entenhaftes Quaken. Das beweisen zahlreiche Filme aus dieser Zeit. Sowohl ganz junge Frauen, wie auch für Hausfrauen und Mütter oder sogenannte „Bürofräuleins“ haben in den Filmen in diesen Stimmlagen gesprochen.
Von Frauen mit tiefen, voluminösen oder gar rauchigen Stimmen ging entweder Gefahr aus oder sie waren Ausdruck eines „liederlichen Lebenswandels“. Die „böse Widersacherin“ hat immer eine Tonlage tiefer gesprochen.

Doch dass eine Schwachstelle von Frauen ihre höhere Stimmlage ist, muss nicht deren Schicksal sein.
Denn Stimmeigenschaften sind erlernbar und veränderbar. Die Form einer Nase ist angeboren, der Klang einer Stimme nicht.
Sehr deutlich können wir diese Veränderung an britischen Margret Thatcher beobachten. Auf Tonbandaufnahmen von ihr hören wir, wie sie anfangs noch mit einer ziemlich hohen, teilweise fast gehauchten Stimme spricht und diese im Laufe ihrer Amtszeit als Premierministerin immer mehr senkt und ihr mehr Volumen verleiht (Beispiel 1 / Beispiel 2).

Es gibt einige Methoden, die stimmlichen Resonanzräume zu trainieren.
Singen ist sehr hilfreich um die eigene Stimme zu entdecken und zu formen.
Ein gutes Training ist auch, zu Trainingszwecken alles so auszusprechen, als wärest du sehr wütend.
Das kann gut mit Freundinnen geübt werden. Und macht echt Spaß!
„Ich werde jetzt Kaffee trinken“ – wie sagst du das normal und wie, wenn du wütend bist?
Spüre hin, wo dabei deine Stimme herkommt, wo die Körperspannung ist, aus welchem Ressonanzraum die Töne kommen.

Frauen neigen auch dazu, am Ende eines Gedankens mit der Stimme nach oben zu gehen. Sie stellen damit das Gesagte in Frage. Männer tun das viel seltener und wenn, dann nur, wenn die Aussage wirklich als Frage ankommen soll.
Es ist daher wichtig, darauf zu achten: Ich gebe ein Statement ab und beende dieses mit einem Senken der Stimme. Damit bekommt es Gewicht!

Erst mal durchatmen

Vor allem unter Stress wirken stimmen von Frauen schnell hoch und piepsig. Aufregung und Anspannung führt oft zu einer flachen Atmung, vor allem bei Frauen. Sie haben damit nicht mehr ihr ganzes Stimmvolumen zur Verfügung.
Viele Männer richten hingegen in kritischen Situationen automatisch ihren Brustkorb auf. Damit bekommen sie nicht nur mehr Luft, sondern stellen ihrer Stimme auch mehr Spannkraft zur Verfügung, wodurch diese noch lauter und prägnanter wird und entsprechend dominant klingt.

Dazu kommt, dass Frauen dazu neigen, schneller zu sprechen, weniger Pausen setzen als Männer. Zuhörende interpretieren dies unbewusst häufig als Fluchttendenz.
Schnell noch was sagen und dann nichts wie weg! Und damit bestätigt sich einmal mehr das Bild einer unsicheren Frau.
All das ist nicht naturgegeben, sondern das Ergebnis von Jahrtausende langer Sozialisation. Töchter kopieren ihre Mütter und andere Frauen, Söhne alle Männer in ihrer Umgebung.

Das müssen Frauen echt trainieren:
Tiefe Bauchatmung wie bei einer Opersängerin, bevor sie ihren ersten Ton singt und dann laaaangsaaam sprechen.
Das Ergebnis stellt Wille, Zielstrebigkeit, Kompetenz und Selbstsicherheit unter Beweis.

Noch ein interessantes Forschungsergebnis: Laut einer Studie der University of California in Los Angeles die in den „Biology Letters“ der britischen Royal Society veröffentlicht wurde, sprechen Frauen an ihren fruchtbaren Tagen mit einer höheren Stimme. Besonders stark ist diese Veränderung an den beiden Tagen vor dem Eisprung. Also vielleicht den Termin für die Gehaltsverhandlungen nicht unbedingt auf diese Tage legen!

Wir heben übrigens alle instinktiv die Stimme, wenn wir mit ganz kleinen Kindern sprechen. Diese typische „EidiDeidi“-Sprache. Das tun auch Männer. Und dabei lächeln sie auch immer. Auch die ganz harten Kerle.
Da geht es offenbar um uralte Signale der Ungefährlichkeit.
Sehr amüsant finde ich übrigens auch, wenn ich so g’standene Mannsbilder telefonieren höre und zwar mit dem „Schatzibutzi“. Was wird da in drei Oktaven höher gesäuselt, besonders wenn es darum geht, etwas zu erreichen oder sich für etwas zu entschuldigen.

Fazit: Wenn Männer in Koloraturen sprechen können, dann bringen Frauen allemal einen satten Bass zusammen.

 

Demnächst: Vorbildwirkung, soziales Lernen und wie wir die Welt verändern können

 

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Bildquellen:
artedea.net/Göttin Carmenta
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