Heute ist der Tag des Glücks

lakshmi1So, die Sonnenfinsternis ist vorüber, der Frühling hat offiziell noch nicht begonnen, aber was wir den ganzen Tag lang feiern können: Das Glück.
Denn heute ist internationaler Tag des Glücks.
Dieser Aktionstag wurde im Juni 2012 durch die Vereinten Nationen beschlossen. Damit soll die Bedeutung des Strebens nach Glück und Wohlbefinden bewusst gemacht werden – das sind ja universelle Ziele der Menschen auf der ganzen Welt.

Als Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens ist Glück allerdings ein sehr vielschichtiger Begriff.
Das geht von einem momentanen Glücksgefühl bis zu anhaltender Glückseligkeit.
Denn das „Glück haben“ ist etwas anderes als „glücklich sein“.

Was ist Glück?

Das Wort „Glück“ nimmt in der deutschen Sprache einen breiten Raum ein:
Wir sagen „Viel Glück” und meinen damit „gutes Gelingen“.
Mit „glücklich“ ist eher ein Gefühlszustand ausgedrückt.

Andere Sprachen sind da genauer: Im Englischen unterscheidet man zwischen:

  • fortune – ist mehr im Sinne des (positiven) Schicksals zu verstehen
  • fortunateness – Glück im Sinn von Erfolg
  • luck – das augenblickliche durch Zufall oder Außeneinwirkung Glück (z.B. im Sinne der Liebe oder im Spiel)
  • happiness – Glücksgefühl, auch Fröhlichkeit, glücklicher Gefühlszustand im Sinne von erlebtem, anhaltenden Glück
  • Im Gegensatz zu „pleasure” – welches eher erlebtes, kurzzeitiges Glück ausdrückt
  • bliss -Freude, Entzücken, Wonne bzw. das ganz große Gefühl der Glückseligkeit
  • joy – Freude, Lust, Vergnügen – auch wichtige Glücksfaktoren
  • auspiciousness – bezeichnet Glück im Sinne von „günstige Aussicht“
  • serendipidity – ist glücklicher Zufall
  • beatitude – Glückseligkeit, auch: Seligpreisung
  • felicity – Glückseligkeit, auch: Segen

Um all diese Nuancen auszudrücken, um das zu beschreiben, was wir mit körperlich-sinnlichen oder sinnerfüllten, befriedigenden, wohltuenden, intensiv-glühenden, seligen, zufällig sich einstellenden oder durch eigenes Streben errungenen positiven Gefühlszuständen meinen, benützen wir in der deutschen Sprache oft nur das eine Wort: „Glück“.

Allerdings gibt es auch im Deutschen einen gravierenden Bedeutungsunterschied zwischen den Begriffen „Glück haben“ und „glücklich sein“.
Ersterer beschreibt eine günstige Fügung, also einen unwahrscheinlichen und als positiv bewerteten Zufall, während letzterer einen emotionalen Zustand des Wohlbefindens, der (Bedürfnis- und Lust-)Befriedigung und der Erfülltheit oder auch Sättigung beschreibt.
Ob die beiden immer in direkten Zusammenhang stehen, ist allerdings nicht gewiss:
So hat man mit einem Lottogewinn „Glück gehabt“, ob mit dem vielen Geld dann aber auch glücklich wird, ist eine andere Frage.
Oft ist es ja nur eine günstige Wendung des Schicksals, die uns davor bewahrt, ins Unglück zu schlittern oder etwas Schlimmen gerade noch entkommen zu sein.
Glück gehabt!

Ich mag den Satz, den Friedrich Torberg seiner „Tante Jolesch“ in den Mund gelegt hat:„Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.“

Das Glück ist weiblich

Viele Mythologien kennen Glücksgöttinnen – die indische Lakshmi, die griechische Tyche, die baltische Laima, die chinesische Gong De Tian, die japanische Benzaiten – um nur einige zu nennen.
Das sind oft aber auch unberechenbare Schicksalsgöttinnen, bzw. haben sie „Schwestern“, die auch das Gegenteil bewirken – so steht der slawischen Dolya ihre Schwester Nedolya, gegenüber, die Unglück bringt.

Die bekannteste Glücksgöttin ist wahrscheinlich die römische Fortuna, auf die auch „fortune“ zurückgeht. Ursprünglich war sie eine Fruchtbarkeitsgöttin. Sie verleiht jene Triebe, die Frauen und Männer dazu veranlassen, sich zu lieben und zu vermehren.
Aus dieser unwiderstehlichen Kraft (lat. „fors”) ist wahrscheinlich auch ihr Name Fortuna (lat. für Glück) hergeleitet.
Ihre anfängliche religiöse Bedeutung als Fruchtbarkeitsgöttin wurde später von ihren Glücks- und Schicksalsaspekten verdrängt.
Als Orakelgöttin wird Fortuna häufig zur Zukunft befragt. Bereits im Alten Rom geschah dies oftmals über das Ziehen von Losen oder kleinen Holzstücken mit eingeritzten Linien, die von PriesterInnen gedeutet wurden.
Immer ging es um das Lebensglück, um wichtige Stationen im Leben, um entscheidende Wendungen.
Dargestellt wird Fortuna oft auf einer rollenden oder schwebenden Kugel, sie hält dabei immer das Gleichgewicht. Dies ist Ausdruck, dass auch Menschen, die für ihr Gleichgewicht, ihre innere Balance bewusst sorgen, Glück und Glück bringende Ereignisse anziehen.

Finde die Lücke, in der das Glück Platz hat

Spannend finde ich übrigens auch die Sprachwurzel für Glück:„(ghe)lucke“.
Darauf ist auch das englische „luck“ zurückzuführen, das knüpft an das gotisch angelsächsische „lukan“, das altnordisch altfriesische „luka“, das angelsächsische „lucan” und das althochdeutsche „luhhan“.
Und all das hat etwas mit dem Wort „Lücke“ bzw. „Luke“ zu tun hat.
Das können wir durchaus so verstehen, dass das Glück eine Lücke braucht, um in unser Leben kommen zu können.

sofiIch habe mir heute eine „Lücke“ in meinem Alltagsleben erlaubt und den Vormittag im Freien verbracht – in Frühlingsvorfreude, das faszinierende Schauspiel der teilweisen Sonnenfinsternis beobachtend, die sich mir durch meine Handy-Kamera als weiß-rot-schwarze Göttin gezeigt hat.
Wunderbares Wetter, frische Luft, Vogelgezwitscher, meine Katzen, die mir um die Beine streichen. Zwischendurch einen Kaffee trinken. Die Wärme auf meiner Haut spüren.
Wieviel Glück brauch ich mehr? Das ist viel, viel mehr als ein Großteil der Menschen auf dieser Erde haben.
Das ist mir wieder einmal bewusst geworden.

 

Mehr Infos zu den erwähnten Göttinnen:

Benzaiten
Dolya
Fortuna
Gong De Tian
Laima
Lakshmi
Nedolya
Tyche

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Eine Antwort zu Heute ist der Tag des Glücks

  1. Roswitha Haala schreibt:

    Herzlichen Dank! Ein sehr schönes Bild von Lakshmi!!!
    „Wieviel Glück brauch ich mehr? Das ist viel, viel mehr als ein Großteil der Menschen auf dieser Erde haben.
    Das ist mir wieder einmal bewusst geworden.“ Genau!

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