25. März – ein wichtiger Frauentag

Am 25. März wird in zahlreichen christlichen Konfessionen „Mariä Verkündigung“ gefeiert. Angeblich wurde exakt an diesem Tag vor über 2.000 Jahren der „allerseligsten Jungfrau Maria“ vom Erzengel Gabriel verkündet, dass sie zur „Mutter Gottes“ auserwählt ist.
Es wurde ihr VERKÜNDET! Sie wurde nicht gefragt, ob ihr das Recht ist, sie wurde nicht um ihr Einverständnis gebeten oder ihr der Vorschlag unterbreitet, Mutter eines Gottes zu werden, mit ihr wurde nicht darüber geredet, ob eine Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt in ihre Lebensplanung passt.
Diese sehr junge Frau Maria wurde einfach ohne jegliches Mitspracherecht vor die vollendete Tatsache gestellt.
Diese Verkündigung wird zugleich als Moment der Empfängnis verstanden, nach dem biblischen Grundsatz: Wenn Gott spricht, geschieht, was er sagt.
Die ganze Geschichte ist im Lukasevangelium (Lk 1,26–38) nachzulesen.
Maria sagte zwar noch zu dem Engel: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Darauf hin schildert ihr der Engel die genaue Vorgangsweise: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ 

Von der Kraft des Höchsten überschattet

Das ist eine der Bibelstellen, die für mich schon als Kind eine der unbehaglichsten war. Welche Frau will schon, dass ungefragt etwas über sie kommt und sie von einer Kraft des Höchsten überschattet wird. Etwas, von dem sie in weiterer Folge schwanger ist.
Dazu einige Begriffserklärungen der Worte überkommen“ und überschatten“:
Über (jemanden) kommen = überwältigen, herfallen, hermachen, übermannen, heimsuchen, sich bemächtigen, überfallen
laut Duden: jemanden erfassen, zu beherrschen beginnen, plötzlich und mit großer Intensität ergreifen
überschatten = verdunkeln, eindämmen
laut Duden: abschwächen, abträglich sein, beeinträchtigen, dämpfen, reduzieren, schmälern, stören, trüben, (gehoben) mindern, mit Unbehagen erfüllen, die Freude an etwas dämpfen

Maria als die ideale, demütige Frau

Was also ist mit Maria geschehen?
Dass ihre Schwangerschaft nicht durch normalen Geschlechtsverkehr hervorgerufen wurde, ändert für mich nichts an dem Gefühl, dass es hier um ein Vergewaltigungsszenario geht.

Was mich daran auch so stört: Die Figur der Maria als ideale Frau hat bis heute einen großen Einfluss auf das Frauenbild in christlich geprägten Kulturen. Sie ist der Prototyp der Frau, die ihr Schicksal demütig akzeptiert.
O-Ton Maria im Lukasevangelium: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“
Wie sollen sich Frauen nach so einer Vorgabe noch trauen, gegen ihr Schicksal anzukämpfen, zu widersprechen, aufzubegehren, sich zur Wehr zu setzen, wenn ihnen Gewalt angetan wird, wenn sie gegen ihren Willen verheiratet, geschwängert, zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. Die jüngst bekannt gewordenen unzähligen Fälle, wie es über Jahrzehnte und sicher über Jahrhunderte Nonnen in Klöstern ergangen ist, sind da nur die Spitze des Eisberges.

Und darüber hinaus ist die jungfräuliche Unversehrtheit der Maria, die sie ja auch bei der Geburt nicht verliert, Grundlage für all jene sexualfeindlichen und zölibatär-neurotischen Züge, die ja auch vor allem Frauen treffen. Immerhin wird nach christlicher Lehre mit dem Geschlechtsverkehr ja die Erbsünde übertragen, für die ja Eva verantwortlich gemacht wird. Eine „reine Magd hat keinen Sex! Jede andere Frau ist daher ein verachtenswertes Geschöpf.

Die erfundenen Daten von Zeugung und Geburt

Kommen wir zum Datum dieser Verkündigungsgeschichte.
Warum ausgerechnet der 25. März?
Dazu ein kleines Rechenexempel: 12-9=3.
Wenn also in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember Jesus geboren wird, was ist dann exakt 9 Monate vorher? Richtig!
Nun ist ja hinlänglich bekannt, dass die Geburt Jesu sicher nicht im Winter stattfinden hatte können, allein aufgrund des Hinweises im Lukasevangelium, dass die Hirten mit ihren Schafen auf dem Felde waren (Lk 2,8). Auch diese angebliche Volkszählung, für die viele Menschen, wie auch Maria und Joseph weite Wanderungen auf sich nehmen mussten, konnte unmöglich im Dezember stattfinden. Für all das ist es auch in der geografischen Region des „Heiligen Landes“ zu kalt und unwirtlich. Von diesem Geburtsdatum steht auch nichts in der Bibel.
Weihnachten wurde sehr bewusst auf dieses Datum gesetzt, um damit die „heidnischen Feste rund um die Wintersonnenwende zu überlagern.

Der Tag der alten Erdmutter

Zwei Fliegen mit einer Klappe, könnte man sagen, denn das Fest der Verkündigung Mariens kommt den christlichen Kirchen genau zu diesem Zeitpunkt (9 Monate vor Weihnachten) auch sehr gelegen: Denn in vielen Regionen ist dieser 25. März, einige Tage nach Frühlingsbeginn ein „Los-Tag“.
Er wurde früher mit allerlei Ritualen begangen, um sich mit der erneuernden und belebenden Kraft des Vegetationsbeginns zu verbinden.
In slawischen Ländern ist der 25. März ein wichtiger Tag im agrarischen Jahr: Denn bis zu diesem Datum darf nach einer alten Tradition der Boden nicht mit dem Pflug bearbeitet werden.
Denn die Erde wird als heilig angesehen und in der Göttin Mati als Erdmutter verehrt.
Bis zum 25. März gilt die Erdmutter als schwanger und braucht Ruhe.
Als schwere Sünde galt, vor diesem Datum die Erde durch Pflügen zu „malträtierten“. Jetzt aber konnte wieder mit der Feldarbeit begonnen werden.
Wenn am 25. März das Fest der Wiedergeburt der Natur gefeiert wird, und die Feldarbeit begleitet von rituellen Handlungen und dem Dank an die Erdmutter wieder aufgenommen wird, dann war das für die christlichen Kirchenväter ein Signal!
An allen Tagen, an denen Menschen ihre alten Rituale feierten, musste dieses „heidnische Brauchtum“ in irgendeiner Art und Weise in ein christliches Fest umgewandelt werden. Ganz ausradieren konnte man diese, vom Lauf der Natur geprägten, Bräuche ja nicht.

Der alte Festtermin der Empfängnis
des Kindes der Großen Göttin

Und mit der Umwandlung in das Fest „Mariä Verkündigung“ wurde versucht, das Fest für die alte Erdmutter, die nun frühlingsbereit gepflügt werden und die Saat aufnehmen kann, in Vergessenheit geraten zu lassen.
Der 25. März ist nicht nur in den slawischen Ländern der besondere Tag der Göttin Mati, er ist auch in anderen Kulturen der alte Festtermin der Empfängnis des Kindes der Großen Göttin, welches sie dann zur Wintersonnenwende gebiert. So wurde um diese Zeit im alten Rom das Fest der Kybele und des Attis gefeiert.
Früher zählte dieser 25. März zu einer Reihe von wichtigen Frauentagen, zu denen auch z.B. der Große und der Kleine Frauentag (15. August und 8. September) gehörten.
All diese kraftvollen Stichtage der Frauen-Mutter-Erdkraft zu speziellen Punkten im Vegetationsjahr wurden mit Marienfeiertagen überlagert.
Im englischen Sprachraum heißt der Tag der „Mariä Verkündigung“ übrigens „Lady Day“. Da ist die alte Wurzel noch gut zu spüren.
Und wenn es um Maria geht, dann strahlt diese Bezeichnung  „Lady“ für sie eine ganz andere Energie als jener einer demütigen Magd aus.
Sie tritt damit in die Nachfolge der großen alten Himmelsköniginnen und kraftvollen Erdgöttinnen, die sich frühlingsbereit aufmachen, erneut ihre Fruchtbarkeit zu leben. Ganz aus sich heraus ohne die Überschattung einer höheren patriarchalen Macht.

Weitere Infos zu den erwähnten Göttinnen:
Maria
Mati

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Eine Antwort zu 25. März – ein wichtiger Frauentag

  1. Roswitha Haala schreibt:

    Herzlichen Dank, liebe Andrea!

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